ToGo opening eyes – Schweizer Augenärzte operieren in Togo

Interview mit Dr. med. Armin Junghardt, Baden
Die Fragen stellte Martin Müller, Mediconsult AG, Roggwil.

06/2014

Dr. med. A. Junghardt in der christlichen Gemeinde von Pater Théo

Herr Dr. Junghardt, wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Projekt «ToGo opening eyes» ins Leben zu rufen?

Dr. med. A. Junghardt: Die Idee, nach Togo in Afrika zu gehen, ist eigentlich zu mir gekommen, nicht umgekehrt. Über Patienten aus der Praxis wurde ich angefragt, Pater Théo aus Togo wegen seiner Katarakt zu behandeln. Ihn einfliegen und hier behandeln zu lassen, wäre teuer gekommen. Darum habe ich entschieden, Pater Théo einmal zu untersuchen und dann gleich an beiden Augen zu operieren. Togo ist eines der ärmsten Länder der Welt. Es gibt schätzungsweise 15 Optometristen oder Augenärzte in Togo. Alle leben in der Hauptstadt Lomé und sind zumeist auch noch Hausärzte. Das Vertrauen in deren augenärztliche operative Behandlung ist nicht sehr gross; insofern besteht eine grosse Unterversorgung. In Baden und näherer Umgebung haben wir mittlerweile mehr Augenärzte als in ganz Togo. Die Operation an Pater Théo ist sehr gut geraten, und der Pater so dankbar, dass sich zwischen uns die Idee entwickelt hat, nach Togo zu reisen und dort seine Landsleute am Grauen Star zu operieren.

Was ist das Ziel des Projekts «ToGo opening eyes»?

Den Menschen in Togo soll im Rahmen eines humanitären Einsatzes mit kostenlosen Augenbehandlungen, vor allem beim Grauen Star, geholfen werden. Geplant ist, während zweier Wochen in der Trockenzeit (Juli/August) Augenoperationen durchzuführen. Das Spital, in welchem wir diese durchführen werden, liegt in Vogan, etwa 60 km von der Hauptstadt Lomé entfernt. Es verfügt über einen gut ausgerüsteten Operationssaal, jedoch keinerlei Ausrüstung für Augenoperationen. Es hat sogar Sterilisationsgeräte, welche jedoch nicht sicher funktionieren. Aus persönlicher Erfahrung weiss ich, was solche Projekte brauchen. Ich habe mich bisher zweimal an ähnlichen Projekten in Gujarat, Indien und etwa fünfmal in Acapulco, Mexiko beteiligt. Nur sind Indien und Mexiko mittlerweile in einer besseren Situation, sodass diese Regionen weniger Hilfe brauchen als Afrika.

Wer steht hinter dem Projekt?

Wir erhalten breite Unterstützung für das Projekt, nicht nur von grosszügigen Spendern (Firmen und Privatpersonen) in der Schweiz, sondern auch in Togo selber. Unsere Garantie im Land selber ist Pater Théo. Als ehmaliger Pater von Lomé steht er in bestem Kontakt zu allen führenden Persönlichkeiten der Region.

Mit was für einem Team arbeiten Sie in Togo?

Zum Glück haben wir einen grossen Teil des Togo-Teams zusammen: Zwei OP-Schwestern, eine Aufwachschwester und ein Anästhesist aus der Schweiz werden uns begleiten. Was uns noch fehlt ist eine weiterer operierender und ein nicht operierender Augenarzt. Wir planen, wenn möglich jedes Jahr über mindestens 10 Jahre in Togo zu operieren. Wir werden natürlich mit den togolesischen Ärzten möglichst gut zusammenarbeiten und diese auch aus- oder weiterbilden. Zum Glück sprechen wir alle mehr oder weniger gut Französisch.

Was sind die Schwierigkeiten und Gefahren in Togo?

In Afrika muss alles gut organisiert sein und braucht mindestens dreimal mehr Zeit. Das Land kann politisch momentan als sicher eingestuft werden. Alleine, ohne Fahrer, zu reisen ist jedoch unmöglich. Strassenschilder gibt es keine, und die Sandstrassen sehen alle ähnlich aus. Punkt 18 Uhr wird es abends dunkel in Togo, Strassenlaternen existieren ebenfalls nicht. Es gibt für uns dort keine Restaurants oder Geschäfte, welche wir attraktiv finden. Gelbfieber, Malaria, aktive Tuberkulosefälle und das Sterbehaus im Spital gehören zum medizinischen Alltag.

Wie geht es weiter?

Der evaluierende Aufenthalt in Togo war sehr befriedigend, unter anderem haben wir auch ein Geschenk aus der Schweiz überbracht (siehe Foto). Die Stiftung «ToGo opening eyes» wurde gegründet. Das Projekt kann mitverfolgt werden unter www.stiftung-togo.ch

Benjamin Junghardt überbringt ein Geschenk

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